HIER WOHNTE     GERTRUD VOß   GEB. HAHN   JG. 18 91   EINGEWIESEN  1927   HEIL -   UND PFLEGEANSTALT   NEURUPPIN     „VERLEGT“ 3.4.1941   BERNBURG   / SAALE   ERMORDET   3.4.1941   AKTION T4 Aus der Patientenakte geht hervor, dass sich  die Symptome ihrer psychis chen Erkrankung  kontinuierlich verstärkt haben. Damit gehört  sie zu dem Personenkreis, der nach der  zynischen Ideologie der Nazis seine  Daseinsberechtigung verloren hat.    Gertrud Voß   wird  am 3. April 1941 zusammen  mit 74 weiteren Frauen in die Tötungsansta lt  Bernburg an der Saale transportiert. Noch am  Tag ihrer Ankunft   fällt sie dem Krankenmord  zum Opfer.    Dem Ehemann wird an  die   letzte  Wohnanschrift der Familie Borsigstraße 33  ( jetzt Potsdamer Straße 33 ) mitgeteilt, dass  sie an „gelber Leberathrophie“ ver storben sei.        Krankenmord im  Nationalsozialismus   Die Nationalsozialisten ermordeten mehr als  200.000 Menschen mit geistiger oder  körperlicher Behinderung und psychisch  Kranke. Weitere 400.000 Menschen wurden  Opfer von Zwangssterilisationen.      Die nationa lsozialistische „Erbgesundheits -   und Rassenpolitik“ schuf neue Sterilisations - ,  Abtreibungs -   und Ehegesetze, wonach  „Erbkranke“ und Menschen jüdischer Herkunft  eine Bedrohung für die „Volksgesundheit“ und  damit die „Volksgemeinschaft“ darstellten.  Kranke u nd Behinderte sollten nicht nur  erfasst, sondern auch entrechtet und  schließlich a usgesondert und getötet werden. Verlegung in  Falkensee ,   Potsdamer Straße 33 :   Montag , 1 0 . Juni 2013  um 16 .30   Uhr Ein Stolperstein kostet 120 Euro . Deshalb sind wir sehr dankbar f ü r jede Spende :    F ö rderverein LA 21 Falkensee,  Mittelbrandenburgische Sparkasse ,  Konto :  3825002801,   BLZ :  16050000 ,  Verwendungszweck: Spende f ü r S tolpersteine  (Spendenbescheinigung möglich)   Gertrud Voß   k ommt als Gertrud Hahn  am   9. Mai 1891  in  Preußisch Holland (Ostpreußen) als Tochter  eines Schneidermeisters zur Welt. Ihre  Mutter ist jung verstorben.   Gertrud fühlt sich  ungeliebt, wird mit 16  Jahren   vom  Vater   aus  dem Haus ge wiesen.   Heimatlos umherirrend,  wird sie vergewaltigt und von einem Sohn  entbunden.    Ohne eine berufliche Ausbildung ü bt Gertrud  Hahn an wechselnden O rten unterschiedliche  Tätigkeite n aus und heiratet schließlich  Bruno Voß, Maschinenmeister in Bredow - Forst, einem Ortsteil von Brieselang.   Bereits nach wenigen Ehejahren  wird laut  ärztlicher Diagnose eine psychische  Erkrankung festgestellt. So wird Gertrud Voß  im Jahre  1927 in die Heil -   und Pflegeanstalt  Neuruppin eingewiesen. Auch in der Provinz Brandenburg und in Berlin  gerieten zahlreiche Menschen ins Visier der  nationalsozialistischen Rassen -   und Gesund -   heits politik:  Chronisch Kranke, Verzweifelte  und Unangepasste wurden gedemütigt,  sterilisiert oder gezielt ermordet.     Zwischen 1940 und 1941 wurden Patienten  der Brandenburgischen Landesanstalten in  Brandenburg - Görden, Eberswalde, Lübben,  Landsberg/Warthe,   Neuruppin, Sorau und  Teupitz im Rahmen der zentral organisierten  „Aktion T 4“ ermordet. Dazu wurden sie in  Tötungsanstalten überführt und mit Gas  ermordet. Die Patienten aus Branden - burgischen Landesanstalten mussten vor  allem in den Einrichtungen in Bran denburg an  der Havel und in Bernburg (Saale) sterben.      Der Krankenmord mit Giftgas ging der  Ermordung der europäischen Juden voraus.   Nach dem Ende der „Aktion T 4“ im Sommer  1941 setzten die Nationalsozialisten den  gezielten Patientenmord durch  „Hungerste rben“ und den Einsatz von  Medikamenten fort.      Obwohl dieses dunkle Kapitel nunmehr  verstärkt erforscht wird, bleiben  –   bedingt  durch die schwierige Quellenlage  –   viele  Fragen unbeantwortet.      Das Schicksal von Gertrud Voss steht daher  stellvertretend für  viele Betroffene, deren  Lebens -   und Leidenswege kaum mehr  nachzuzeichnen sind.     - >  B.  Falk   / F.  Hauer: Brandenburg - Görden: Geschichte eines  psychiatrischen Krankenhauses.  Berlin  2007 .     - >  A.  Ley   /   A. Hinz - Wessels (Hrsg.):  Die Euthanasie - Anstalt Brandenburg  an  der Havel. Morde an Kranken und Behinderten   im   Nationalsozialismus.   Metropol, Berlin   2012
Flyer 2013 Rückseite